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Kinder psychisch kranker Eltern brauchen eine bessere Versorgung

In ihrem Koalitionsvertrag für eine neue Bundesregierung wollen die drei „Ampelparteien“ SPD, FDP und Grüne ein drängendes gesundheitspolitisches Problem lösen und die Versorgung im psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Bereich verbessern. Stationäre Abteilungen sind in diesen Bereichen nicht selten bis auf das letzte Bett belegt, Termine für ambulante Angebote auf Monate hin nicht zu bekommen, während gleichzeitig der Bedarf an psychologischen und psychotherapeutischen Hilfsangeboten seit Jahren drastisch zunimmt. Die hessische Landesärztekammer beziffert den Anteil von Menschen mit einer psychischen Erkrankung in Deutsch mit 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Fast die Hälfte aller Deutschen hat im Laufe ihres Lebens mit einer solchen Erkrankung zu kämpfen. Dass nach der Landesärztekammer Hessen „drei bis vier Millionen mit mindestens einem psychisch kranken Elternteil“ aufwachsen, lässt für die Zukunft sogar noch eine Vergrößerung des Problems erwarten. Denn Kinder mit einem entsprechenden familiären Hintergrund haben ein vielfach erhöhtes Risiko, selbst im Laufe ihres Lebens psychisch zu erkranken. Verschiedene Studien kommen auf ein zwischen doppelt und siebenfach erhöhtes Risiko gegenüber Kindern ohne mindestens ein psychopathologisches Elternteil. Dabei spielt einerseits die genetische Veranlagung eine mitunter entscheidende Rolle. Abhängig von der konkreten Erkrankung kann die genetische Risikoerhöhung bis zu 90 Prozent betragen. Zugleich sind sowohl die „psychosozialen Risikofaktoren“, wie beispielsweise Armut, Arbeitslosigkeit, Trennung und erhöhtes Konfliktpotential der Eltern, als auch die Umweltfaktoren bei Kindern betroffener Eltern sehr häufig deutlich stärker ausgeprägt. Dazu kommt, dass diese Kinder als Risikogruppe zu wenig wahrgenommen werden, da sie bei der Therapie der Eltern nicht einbezogen sind und entsprechende Hilfsangebote entweder nicht bekannt sind oder aus Scham oder Furcht vor Konsequenzen nicht angenommen werden.

Abhilfe versucht unter anderem das CHIMPS-Netzwerk (Children of mentally ill parents – network) zu schaffen. Im Rahmen einer Studie werden an 21 Standorten in ganz Deutschland „neue Versorgungsformen für Familien mit Kindern psychisch kranker Eltern umgesetzt und wissenschaftlich evaluiert“, in der Hoffnung, so die großen Leerstellen in der Versorgung füllen zu können. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, „nicht abzuwarten, bis hilfebedürftige Familien selbst Rat suchen. Es ist im Gegenteil erforderlich, aktiv auf diese Familien zuzugehen und sie auf ihrem Weg zu verschiedenen Hilfsangeboten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und des Gesundheitssystems zu begleiten.“

Quelle: www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2021/11-2021-november-2021/kinder-psychisch-kranker-eltern