Mit Hüft- und Knieprothesen in Bewegung bleiben
Früher war doch nicht alles besser – zumindest nicht, wenn es um Hüft- und Knieprothesen geht. Die Materialien, aus denen die künstlichen Gelenkteile in jüngerer Zeit hergestellt werden, sind denen von vor Jahren deutlich überlegen. Zudem sind die Vorgehensweisen beim den operativen Eingriffen wesentlich schonender als vor Jahren. Kam eine Lancet-Studie schon 2019 zu dem Ergebnis, das 60 Prozent aller Hüftprothesen heutzutage mindestens 25 Jahre lang funktionstüchtig bleiben, wie auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) zu lesen ist. Die Sorge darum, dass regelmäßige und maßvolle Bewegung zu einer Überlastung der Prothesen führen könnte, ist mithin heute nicht mehr haltbar.
So ist trotz des technischen und medizinischen Fortschritts auch der Patient gefordert, damit ein solches Implantat die höchstmögliche Lebensdauer erreicht. „Ein Implantat erfordert auch nach der OP lebenslange Pflege und Aufmerksamkeit. Die Lebensweise der Patienten bestimmt mit, ob frühzeitig eine Folgeoperation notwendig wird. Während wir früher Wechseloperationen wegen Überlastung der Endoprothesen durchgeführt haben, ist heute immer mehr eine verminderte körperliche Aktivität der Grund“, zitiert der DGOU-Beitrag Prof. Dr. Carsten, den ärztlichen Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC) an der Charité in Berlin. Die Schwächung des Muskel-, Sehnen- und Bandapparates durch fehlende körperliche Bewegung kann Luxationen (Auskugelungen) und Instabilitäten der betroffenen Gelenke zur Folge haben. Zudem erhöhe sich durch damit einhergehende Gleichgewichts- und Koordinationsschwierigkeiten das Sturzrisiko.
Neben der Verbesserung der Stabilität der Gelenke hat körperliche Bewegung durch die damit verbundene bessere Gewichtskontrolle auch einen weiteren positiven Effekt auf die Haltbarkeit der Prothesen. Dazu Professor Perka: „Es sind vor allem die Gelenke, die das Plus an Körpergewicht tragen müssen und damit auch die Prothesen.“ Dass die DGOU mehr Bewegung für betroffene Patienten anmahnt, hat durch die mit der Corona-Pandemie aufgetretenen Phänomene einen aktuellen Hintergrund. Bei denjenigen, die seit dem Beginn der Pandemie 2020 zugenommen haben, beträgt die Gewichtszunahme mittlerweile ganze 6,5 Kilogramm. Die DGOU weist auch darauf hin, dass das Gewicht ab der Lebensmitte tendenziell zunimmt. Aufgrund dessen mahnt die Fachgesellschaft neben mehr Bewegung auch eine verbesserte Ernährunbgsweise an: „Abwechslungsreiche, gerne mediterrane und eiweißreiche Kost ist ideal.“
Quelle: dgou.de/aktuelles/detail/hueft-und-knieprothesen-lebenslanges-muskeltraining-und-gewichtskontrolle-verbessern-haltbarkeit